Die Amazon Fire-Tablets sind sehr günstige Android-Geräte, die allerdings mit Amazons eigenem FireOS, einer abgewandelten Android-Variante laufen. Auch wenn man sie ohne „Spezial Angebote“ gekauft hat (dann zeigt Amazon Werbung auf dem „Lock Screen“) lässt sich der Amazon Start-Bildschirm nicht so einfach entfernen. Selbst wenn kein PIN angegeben ist, muss man zum Starten des Tablets den Einschalter drücken und zumindest einmal nach oben wischen, um den Bildschirm frei zu geben und die Bildschirmsperre auszuschalten.
Wen dies stört, weil das Tablet zum Beispiel als einfaches Smart-Home Status-Tablet dienen soll, kann sich mit diesem Trick aus dem xda developers Forum behelfen: Damit lässt sich der Lock-Screen auf dem Fire Tablet komplett deaktivieren. Nach dem Einschalten sieht man direkt die Oberfläche des Tablets. So kann man sich zum Beispiel mit dem kostenlosen Full-Screen-Browser „Fully“ den Status seines Smart Homes anzeigen – und mit AMAD kann man den Bildschirm bei bestimmten Aktionen automatisch einschalten.
» Amazon Fire Tablet mit 7″ Bildschirm
» Amazon Fire Tablet mit 8″ Bildschirm
» Amazon Fire Tablet mit 10″ Bildschirm
Wir haben diesen Trick erfolgreich auf einem 10″ Fire-Tablet (Modell von 2018) und einem 7″ Fire Tablet (Modell 2017) testen können. Tipp: Für die 8″ und die 10″ Variante gibt es von Amazon auch eine schicke Halterung, die das Ladekabel weitestgehend versteckt!
Lock-Screen / Sperrbildschirm ausschalten
In den Einstellungen gibt es keine Option, den Sperrbildschirm komplett zu deaktivieren und auch der Amazon-Support kann hier nicht weiterhelfen. Wenn man das Fire-Tablet nicht „Rooten“ möchte (wobei die Garantie erloschen könnte) hilft dieser Trick, der aber auch zwei kleine Nachteile hat: Beim Herunterwischen vom oberen Bildschirmrand kommt man anschließend nicht mehr zu den Einstellungen, sondern muss das App-Icon antippen. Außerdem stehen anschießend die Entwickleroptionen unter den Geräteoptionen nicht mehr zur Verfügung.
Möchte man den Sperrbildschirm trotzdem deaktivieren und kann mit den beiden Einschränkungen leben, braucht man zunächst die ADB Tools, die Android-App „Settings Database Editor“, einen Computer und ein USB-Kabel.
Da die „Settings Database Explorer“ App aber nur im Google Play Store und nicht im Amazon App Store verfügbar ist, muss Googles Android App Store zunächst ebenfalls auf dem Fire Tablet installiert werden oder die App anders laden: Wer den Google Playstore nicht installieren möchte, kann die App aber auch bei APK Mirror herunterladen und zum Beispiel per SD Karte auf das Tablet kopieren. Dazu muss aber ebenfalls das Ausführen von „Apps unbekannter Herkunft“ in den Einstellungen unter „Sicherheit und Datenschutz“ aktiviert werden.
Wer lieber den Google Play Store installieren möchte (Vorteil: Danach stehen auch alle anderen Apps aus Google Play Store für das Tablet zur Verfügung!), sieht in diesem Artikel wie das geht: „Google Play Store auf Fire Tablet installieren„.
Nachdem die App herunterladen ist, sollte man sie aber noch nicht direkt starten. Mit den ADB Tools von Google muss man der App zunächst die passenden Schreibrechte geben, um die Einstellungen für den störenden Speerbildschirm bearbeiten zu können.
Googles „Android Debug Bridge“ erlaubt es, gewisse Einstellungen von einem angeschlossenen PC auf dem Android-Gerät (oder einem Fire Tablet) durchzuführen: Hier brauchen wir sie, um der App „Settings Database Editor“ Schreib-Rechte für die Einstellungen zu verleihen, damit sie den Lock-Screen ausschalten kann.
» ADB Download Windows
» ADB Download Mac OS
» ADB Download Linux
Unter Mac OS und Linux kopiert man den ADB Download am besten auf den Desktop und entpackt den enthaltenen Ordner „platform-tools“ ebenfalls hierhin. Mit dem Terminal wechselt man dann in den Ordner „platform-tools“. Wenn man einen command not found Fehler beim Starten der adb App bekommt, hilft dieser Tipp weiter.

Unter Windows kopiert man den Ordner „platform-tools“ am besten direkt auf die oberste Ebene der Festplatte C: – so lässt er sich nachher leichter finden. Dann gibt man in die Suchfunktion „cmd“ ein und startet die Eingabeaufforderung (command prompt):

Hier wechselt man jetzt zu dem Ordner „platform-tools“: hat man ihn direkt nach C: kopiert, geht das mit diesem Befehl:
cd c:\platform-tools
Jetzt verbindet man das Fire Tablet mit dem PC oder Mac und startet die Android Debug Bridge. Dazu geht man zunächst auf dem Fire Tablet in die Einstellungen und wählt „Geräteoptionen“ aus. Um den bisher versteckten Menüpunkt „Entwickleroptionen“ anzuzeigen, muss man sieben Mal auf die Seriennummer tippen.
Anschließend kann man unter den neuen Entwickleroptionen im Bereich „Debugging“ die Option „ADB aktivieren“ anklicken und damit die Verbindung zum PC zulassen. Auf dem PC gibt man jetzt in der Kommandozeile den folgenden Befehl ein:
adb devices
Jetzt fragt das Fire-Tablet, ob man die Verbindung zulassen möchte:

Mit dem nächsten Befehl gibt man der App „Settings Database Editor“ Schreibrechte für wichtige System-Einstellungen – wie den Sperrbildschirm:
adb shell pm grant by4a.setedit22 android.permission.WRITE_SECURE_SETTINGS
Diese Einstellung erlaubt der App, auf die „Secure Table“ der Einstellungen zuzugreifen und diese zu ändern. Mit dieser App kann man sein Gerät bei falschen Angaben aber auch komplett unbenutzbar machen: Daher dürfen keine anderen Einstellungen geändert werden und die Benutzung erfolgt auf eigene Gefahr!
Den PC brauchen wir jetzt nicht mehr: Die folgenden Einstellungen werden direkt in der App „Settings Database Editor“ gemacht:

Hier klickt man zunächst oben rechts auf den Punkt „System Table“ und wählt stattdessen „Secure Table“ aus:

In dem unteren Bereich findet man alle Einstellungen, die sich ändern lassen, alphabetisch sortiert.
Wichtig ist nur diese Zeile: „lockscreen_disabled“ „0“
Mit einem Klick auf die Zeile erscheint ein Menü. Durch antippen von „Edit Value“ kann man den Wert anpassen. Hier löscht man den Wert „0“ und schreibt stattdessen „1“:

Mit einem Klick auf „Save Changes“ wird der Wert gespeichert und man kann die App wieder beenden. In einigen Fällen reicht dies schon aus: schaltet man das Tablet aus und wieder ein, fehlt unter Umständen der Lock Screen bereits.
Falls nicht, öffnet man die App „Settings Database Editor“ erneut und wählt diesmal rechts „Global Table“ aus. Hier sucht man diese Zeile:
„device_provisioned“ „1“
Den Wert „1“ muss man in diesem Fall auf „0“ setzen und abspeichern, anschließend das Tablet Neustarten. Dazu drückt man lange auf den Einschaltknopf, bis das Fire-Tablet fragt, ob es ausgeschaltet werden soll. Nach erneutem längeren Drücken auf den Knopf startet es neu und öffnet direkt den Bildschirm ohne den bisherigen Sperrbildschirm oder Lock Screen.
Damit Amazon diese Funktion nicht mit einem kommenden Update deaktiviert und den Sperrbildschirm wieder anzeigt, kann man überlegen, ob man dem Tablet den Zugang zum Internet verweigert: Das geht mit einem Fritzbox Router sehr einfach. So kommen allerdings auch keine Sicherheit-Updates oder neue Apps mehr auf das Gerät. Als Bildschirm für das Smart-Home reicht es aber aus, da es weiterhin Zugang zum lokalen Netzwerk hat.
Werbung im Fire Tablet Sperrbildschirm deaktivieren
Diese Einstellung verhindert die komplette Anzeige des Sperr-Bildschirms. Hat man das Fire-Tablet mit der Option „mit Spezialangeboten“ gekauft, zeigt Amazon normalerweise Werbung auf dem Lockscreen an, bevor man das Tablet mit einem Wischen nach oben aktiviert. Ob das komplette Ausschalten des Sperr-Bildschirms auch dann noch funktioniert, wenn hier Werbung gezeigt wird, konnten wir nicht testen.
Die „Spezialangebote“ lassen sich aber nachträglich auch durch den Amazon-Support entfernen. Dazu muss man den Kundendienst über die „Meine Geräte Seite“ kontaktieren. Auf der linken Seite befindet sich der Link zum Kundendienst: Hier kann man auch nachträglich noch (allerdings gegen eine Gebühr in Höhe von 15€) die „Spezialangebote“ entfernen lassen: Das Tablet kostet dann genau so viel, als hätte man es direkt ohne die Werbung gekauft und man kann anschließend den Sperrbildschirm auch komplett deaktivieren.