Die SMS ist schon länger tot – und die letzte Beschränkung aus der SMS-Zeit fällt jetzt auch: Twitter erlaubt jetzt mehr als 140 Zeichen für einen Tweet! Die Gründe für die Zeichenbeschränkung reichen bis in das Jahr 1985: Damals entwickelte Friedhelm Hillebrand für die Deutsche Bundespost / Telekom die SMS und prüfte mit einer Schreibmaschine die erforderliche Mindest-Länge für unterschiedliche Sätze. 160 Zeichen galten für Hillebrand damals als vollkommen ausreichend, um einen Satz zu übermitteln.
Twitter hat dies dann noch weiter auf 140 Zeichen gekürzt: So sollte sichergestellt sein, dass der Text auch zusammen mit 20 reservierten Zeichen für den Twitter-Usernamen auf dem Handy-Display dargestellt werden konnte, ohne dass man scrollen muss. Als ein Jahr nach Twitter das iPhone 2007 mit dem damals riesigen Bildschirm auf den Markt kam, war dies allerdings schnell überholt: Nur ein Jahr später baut fast jeder Hersteller Smartphones mit großen Bildschirmen, die deutlich mehr als 160 Zeichen gleichzeitig anzeigen können.
Twitter-Gründer Jack Dorsey kündigte bereits im Januar 2016 an, dass man über die Aufhebung der längst überholten Begrenzung auf 140 Zeichen nachdenke: Aus Angst, dass die Nutzer ihren Text lieber in anderen Netzwerken wie Facebook schreiben und bei Twitter nur noch einen Screenshot mit dem Text posten, plante Dorsey die Begrenzung fallen zu lassen.
Zuerst wurde angenommen, dass Twitter die Beschränkung beinahe ganz weglässt und in Zukunft auch Tweets mit 10.000 Zeichen erlaube: Das ist auch die Maximal-Anzahl an Buchstaben einer Direktnachricht auf Twitter. Seit Ende September ist aber sicher: Twitter wird das Zeichenlimit auf 280 erlaubte Zeichen erweitern. Man habe festgestellt, dass Nutzer mit westlichen Sprachen wie Englisch, Spanisch, Portugiesisch oder Französisch deutlich mehr Zeichen benötigen, um einen Satz auszudrücken, als Nutzer aus Japan, Korea oder China.
Während Nutzer bei japanischen Tweets seltener an das bisherige Zeichenlimit von 140 Zeichen kommen, kommt das bei englischen Tweets deutlich häufiger vor, beschreibt Twitter Product Managerin Aliza Rosen im Twitter Blog: Während die meisten japanischen Twitter-Nachrichten nur auf 15 Zeichen kommen, sind es in englischen Beiträgen durchschnittlich 34 Zeichen, 9% der englischsprachigen Nutzer würden daher auch die Zeichenbegrenzung erreichen, aber nur 0,4% der japanischen Nutzer.
Das Anheben der Begrenzung auf 280 Buchstaben soll dabei für weniger Frust beim Schreiben sorgen und dazu führen, dass wieder mehr Menschen twittern. Denn obwohl mittlerweile Bilder nicht mehr unter das frühere 140 Zeichenlimit fielen und keine Zeichen aufbrauchten, zählten weiterführende Links trotzdem als Zeichen und liessen weniger Buchstaben für zusätzliche Erklärungen. Das Update auf die neuen 280 Zeichen kommt automatisch: Beim Twitter sollte nur auffallen, dass jetzt viel mehr Buchstaben möglich sind. Statt der verbleibenden Zeichen wird jetzt rechts im Textfeld ein Kreis angezeigt, dessen Rand langsam dunkler wird – Erst wenn man das neue Limit von 280 Zeichen beinahe erreicht, werden die verbleibenden Buchstaben auch als Zahl gezeigt.