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Sonstiges: Milchdemo

Ok, kann verstehen, dass die Milchbauern mächtig sauer sind, was die Preise betrifft, aber muss man dann die ganze gute Milch da verschütten?
Somit haben die sich selbst ein Bein gestellt, ausserdem sind damit auch schon Bauern insolvent.
http://www.blaulichtreporter.de/pageID_8575953.html

« Letzte Änderung: 21.09.09, 22:02:48 von heinzi »

Antworten zu Sonstiges: Milchdemo:

Sie erreichen damit aber, dass wieder darüber geredet wird. Wie jetzt hier.

Was nutzt das, wenn man drüber redet und sämtliche Bauern ihr Gut verlieren, weil sie ihre wertvolle Milch wegkippen?
Wenn Metaller streiken, schmeissen die auch nich ihr erbautes in den Schmelzofen.

Es ist Wahlkampf, die Partei die den Bauern "verspricht" zu helfen, hat gute Chancen. Sie bilden sich ein, gerade jetzt etwas machen zu können. Dabei ist das eh dann nur eine Wahllüge wie man weiß.

Sind denn jetzt bald auch die Wahlen in Holland?

Hm weiß nicht. Aber ich muss grad lachen, da kam Wahlwerbung der CDU mit KB Merkel und ich dachte es ist ne Parodie, war aber ernst gemeint, LOL.

Sinnvoller wäre gewesen die Milch zu spenden oder zu Milchpulver für die 3. Welt zu verarbeiten aber nicht vernichten.
Was für eine kaputte Welt,jeder trachtet nur nach seinem Gewinn.
Einfach nur Ekelhaft.

Burgeule

^Mein Reden, danke.

Eine halbe Mio Liter ist grade mal die Jahresproduktion eines mittelgroßen Milchkuhbetriebs (75 Kühe), also in Molkerei-Maßstäben "Peanuts". Ein "Spenden" wäre unsinnig, denn dann bliebe nur die regulär verkaufte Milch liegen. Und die Öffentlichkeitswirkung wäre dahin. Einen "Vertriebsweg" wegen einer halben Mio Liter zu entwickeln wäre völlig unwirtschaftlich. Es geht schon rein technisch nicht, da die Bauern keine Milchpulverwerke besitzen.
Außerdem wollen die bedürftigen Länder diese Milch nicht, die Bauern in Ghana usw. laufen Sturm dagegen und werden durch solche Milchgeschenke ruiniert.
Und den europäischen Bauern kann man für solche Verzweiflungsaktionen keinen Vorwurf machen.
"Ekelhaft" ist höchstens, wie gnadenlos die europäischen Discounter die Preise der Bauern herunterpressen. Die ruiniösen Milchpreise zwingen zahllose Bauernhöfe zur Aufgabe der Milchproduktion - die Menschen im ländlichen Raum verlieren die Existenz, Landschaft versteppt, Sozialkassen geraten immer tiefer ins Minus.

« Letzte Änderung: 22.09.09, 08:17:23 von harold »

wenn man was produziert , das keiner will .... oder zu viel ...
Wie war das noch mit Angebot & Nachfrage ?

@ HCK
Die Lage der Milchbauern ist überhaupt nicht vergleichbar z.B. mit einem Computerhersteller.
Schon seit über 10 Jahren läuft bei den Milchbauern ein massiver Strukturwandel: Die kleinen geben auf und diejenigen, die eine Zukunft in der Milchproduktion wollten, haben sich in Größenordnungen von 300 000 Eu und mehr verschuldet um die geforderten "größeren Einheiten" zu schaffen. Die Betriebsplanungen hat man damals auf Erzeugerpreise von 40 Cent und mehr ausgerichtet. Daß der Staat sich so stark von der Preisstützung zurückzieht, konnte man sich zu Baubeginn nicht vorstellen. Und nun laufen die Darlehen...
Die Milchprod. aufgeben hieße für solche Betriebe, den Hof notverkaufen zu müssen. Da meist eine ganze Landwirtsfamilie im Generationsverbund von so einem Hof lebt und außerlandw. Einkommen meist scheitern, sind das ganz harte Situationen.
Den Hauptfehler hat die EU 2008 gemacht, indem sie die Milchquote ausweitete.
Ein Computerhersteller kann locker seine Produktion drosseln wenn der Absatz hinkt. Bei einem Landwirt, der 70 Hochleistungskühe im Stall hat und seine Milchquote, Lieferverträge, Pachtverträge, Förderbestimmungen usw einzuhalten hat, ist das ganz anders. Das Angebot ist hier polypolistisch, sodaß Lidl und Co erst dann besser bezahlen würden, wenn sich europaweit die Produktion halbieren und Nachbarländer nicht einspringen würden.
Und Selbstvermarktung von Milch hat sehr wenig Aussicht.
Die meisten Molkereien hätten gerne etwas mehr Milchzulieferung, Milchprodukte sind gefragt. Aber die Abnehmer nutzen die Notlage der Bauern aus, daß diese kaum eine andere Wahl haben, als "zu jedem Preis" zu verkaufen.
Alles wäre in Ordnung, wenn die Supermarktketten, die riesige Marktmacht haben, ein wenig von ihrer großen "Handelsspanne" an die Bauern abtreten würden.
Aber das tun sie nicht und daher läuft ihre Preisdrückerei ziemlich Richtung "Erpressung" - ist jedenfalls tief unanständig.

« Letzte Änderung: 22.09.09, 19:43:36 von harold »

@harold
Nach deinem Sachverstand und lesen deines Threads, vermute ich mal Du bist ein Betroffener oder zumindest involviert.
Wenn das so ist wie Du schreibst und ich zweifele nicht daran gibt es doch nur eine Möglichkeit oder zwei.
Notverkauf, oder was besser ist den Betrieb in die Insolvenz führen.
Erpressung bis zum Sankt Nimmerleinstag ist auch nicht jedermanns Sache.
Der Verbraucher wird jedenfalls sein Kaufverhalten kaum ändern.

Burgeule

@ Burgeule

Du hast richtig erkannt, daß ich im Detail sachkundig bin. Ich melde mich manchmal betreffs Landwirtschaft zu Wort, weil es echt weh tut, wie unqualifiziert und leichtfertig Landwirtschafts-ferne Kreise da urteilen.
"Notverkauf" findet in der Regel nicht statt, da dies steuerlich äußerst heikel ist. Da fallen locker mal 100 000 Eu Steuer wegen "Buchgewinnen" an.
D.h. wenn der Kapitaldienst nicht mehr zu leisten ist, kommen Zwangsversteigerungen durch die Banken.
Hierbei ergeben sich oft unbefriedigende Erlöse, denn wer hat in der heutigen Situation noch Lust, stärker in die Landw. einzusteigen bzw. hat als Landwirt hohe Rücklagen.
Wenn Bauernhöfe "im Generationswechsel" aufgegeben werden, geschieht das oft ohne große Härten und Geschrei.
Wenn aber voll aktive Betriebe zwangsaufgelöst werden, dann spielen sich meist erschütternde Dramen ab. Solche Höfe bestehen ja oft seit 300, 400 Jahren. Jede Generation hat da auf den Schweiß der vorigen aufgebaut. Und das alles soll jetzt eine Bank für lumpiges Geld einstreichen.
Den Großeltern droht Altersarmut, wenn die Austragszahlungen nicht mehr zu leisten sind, dem Bauer droht Langzeitarbeitslosigkeit, der Familie ein Leben von Hartz 4. Ergebnis ist oft, daß der Großvater sich aufhängt, die Großmutter in die Nervenklinik kommt, die Ehefrau sich scheiden läßt, der Bauer gegen den Brückenpfeiler fährt.
Härteste Szenen also, und das nur, weil ein BWL-Juppie bei Aldi auslotet, ob er, wenn er noch einen Cent weniger bietet, noch genug Milch geliefert bekommt.
Seit dem 2. Weltkrieg sind schon über 450 000 (!) Bauernhöfe in Deutschland aufgegeben worden.
Aber daß diese Dezimierung auch 2009 stetig weiterläuft und heute große moderne Güter aufgegeben werden müssen, die die Krisen mehrerer Jahrhunderte überstanden haben, das geht nicht in einen Bauernkopf. Ein ganzer Berufsstand geht nieder durch diese verantwortungslose Preisdrückerei und mit diesem gelangt auch eine Unzahl Leute zu Hartz 4, deren Berufe im Zusammenhang mit Landwirtschaft stehen, also Berater, Verkäufer, Werkstätten, Dienstleister usw.

« Letzte Änderung: 23.09.09, 14:52:01 von harold »

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